Erika Eichenseer entführt KMK-Fünftklässler
in die Welt der Schönwerth-Märchen

„Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden“, zitiert die aus Regensburg angereiste Erika Eichenseer keinen Geringeren als Jacob Grimm von den Gebrüdern Grimm. Die Märchenforscherin beschäftigt sich seit Jahren mit viel Liebe, großem Zeitaufwand und Einfühlungsvermögen mit Franz Xaver von Schönwerths unerschöpflichem Nachlass an lokalen Märchen und entdeckt dabei immer wieder unbekannte Seiten der Volkskultur in der Oberpfalz.


Der Autor zählt zu den fast vergessenen großen Söhnen der Oberpfalz, dessen 200. Geburtstag im Jahr 2010 gefeiert werden konnte. Schönwerth, der am 16. Juli 1810 im nur wenige Kilometer von Schwandorf entfernten Amberg geboren wurde, war zeitweise Sekretär des Kronprinzen Maximilian und später Ministerialrat im bayerischen Finanzministerium. Er hat sich durch sein mühevolles Sammeln und Erhalten von altertümlichen Geschichten bleibende Verdienste für die Heimat erworben.


Nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Lehrkräfte waren binnen weniger Minuten ganz Ohr. Aufregend erzählte Frau Eichenseer von „Prinz Roßzwifl“ oder der goldenen Bramasche. Mit dem erstmals öffentlich vorgetragenen Märchen „Die Schwanenjungfrauen“ konnten die interessierten Schülerinnen und Schüler sogar einer Premiere beiwohnen. Aber nicht nur Märchen des bekannten Ambergers, sondern auch Schauergeschichten, die in dem neuen Buch „Der Klappermichl“ veröffentlicht wurden, brachte die ehemalige Lehrerin zu Gehör. Sie legte dabei großen Wert darauf, dass sie nicht vorlas, sondern die Geschichten frei nacherzählte, was einen großen Unterschied darstellte. Um die 500 Märchen seien von Schönwerth bekannt. Sie erzählte frisch und spannend das Märchen von dem dummen Weib. „Eigentlich sind dies sehr tiefgründige Geschichten, oft nur für Erwachsene“. Doch die Vortragende schaffte es, damit auch die Jugendlichen in ihren Bann zu ziehen und ihnen etwas für ihr Leben mit auf den Weg zu geben. Denn wie es Schönwerth formulierte, zu dessen Erbe auch Sprichwörter gehören: „Wer die Augen nicht aufmacht, muss den Geldbeutel aufmachen“ oder auch „Wenn man alten Dreck aufrührt – stinkt er immer wieder neu“.


Bettina Hochleitner und Martin Kreuzer