Das „Museum im Koffer“ zu Besuch bei uns in den neunten Klassen –

Geschichte „hautnah“

 

Am 22.02.2019 konnte man kurz vor Unterrichtsbeginn beobachten, wie einige Schüler auffällig große, blaue Kisten in die Schule schleppten und dann damit in einem Klassenzimmer verschwanden. Begleitet wurden sie dabei von einer jungen Frau, aus deren Auto sie die schweren Behältnisse zuvor geladen hatten.
Was konnte sich nur darin befinden?
Damit sollten sich die Schüler der drei neunten Klassen für jeweils zwei Unterrichtsstunden beschäftigen und sie staunten nicht schlecht, als beispielsweise auf einmal ein echtes Gewehr vor ihnen auf dem Tisch lag. In den Kisten hatte nämlich eine Dozentin des Museums „Herzogskasten Abensberg“ viele verschiedene Originalgegenstände aus der Zeit des Ersten Weltkriegs aus dem Museumsdepot nach Schwandorf transportiert, um mit ihrem sogenannten „Museum im Koffer“ den Schülern die Schrecken des Ersten Weltkriegs näherzubringen, der in der neunten Klasse einen wesentlichen Schwerpunkt im Geschichtsunterricht darstellt.
In Gruppen packten unsere Schüler - natürlich mit Handschuhen ausgestattet, um die sehr alten Objekte zu schützen – verschiedene, thematisch zugeordnete Sachzeugen aus: So kamen aus einer Kiste Teile der Uniform und Waffen zum Vorschein, wie sie zu Kriegsbeginn an die Armee verteilt wurden. Dahingegen befanden sich in einer weiteren Kiste von den Soldaten hergestellte Utensilien: so z.B. ein von ihnen selbst mit Stoff bezogener Helm, um sich zu tarnen oder ein Dolch, den man auch als Schlagring verwenden konnte, um sich beim Nahkampf im Schützengraben verteidigen zu können. Es zeigte sich, dass man damals den Kriegsverlauf und auch die Dauer völlig falsch eingeschätzt hatte, so dass sich die Soldaten selbst zu helfen versuchten, um ihr Überleben zu sichern. Wie schrecklich dieser Krieg war, verdeutlichten der Anblick und das Anfassen einer echten explodierten Granate oder einer Gasmaske, welche sowohl Soldaten als auch Pferde trugen. Die Mitarbeiterin des Museums hatte aber ebenso Gemälde und Kriegsandenken dabei, mit denen fern der Front in der Heimat der Krieg propagiert und seine Grausamkeit verschleiert werden sollte.
Nachdem sich die Gruppen intensiv mit den Sachquellen befasst hatten, wurden die Ergebnisse im Klassenverband zusammengetragen. Natürlich konnten auch alle Schüler die anderen „Kisteninhalte“ begutachten.
Gegen 12:40 Uhr wurden die Sachzeugen wieder in die Kisten verstaut, bevor sie die Rückreise ins Museum antraten. Den Schülern aber blieb ein intensiver Eindruck von den Schrecken der Kriegszeit an der Front und auch in der Heimat, wie ihn Bilder allein gar nicht liefern können. Weiterhin kann sich der eine oder andere nun auch besser vorstellen, wie museale Arbeit funktioniert und was scheinbar stumme Gegenstände erzählen können, wenn man die richtigen Fragen stellt.

Simone Schöll