Erika Eichenseer lädt Fünftklässler der KMK auf einenicht ganz „märchenhafte“ Reise ein

„Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden“, urteilte vor vielen Jahren kein Geringerer als Jacob Grimm, einer der Gebrüder Grimm. Seine Aussage bezog sich dabei auf den Märchensammler Franz Xaver von Schönwerth. Der Autor zählt zu den fast vergessenen großen Söhnen der Oberpfalz, dessen 210. Geburtstag im Jahr 2020 gefeiert werden kann. Schönwerth, der am 16. Juli 1810 im nur wenige Kilometer von Schwandorf entfernten Amberg geboren wurde, war zeitweise Sekretär des Kronprinzen Maximilian und später Ministerialrat im bayerischen Finanzministerium. Er hat sich durch sein mühevolles Sammeln und Erhalten von altertümlichen Geschichten bleibende Verdienste für die Heimat erworben.

Die Märchenforscherin Erika Eichenseer beschäftigt sich seit Jahren mit viel Liebe, großem Zeitaufwand und Einfühlungsvermögen mit Franz Xaver von Schönwerths unerschöpflichem Nachlass an lokalen Märchen und Geschichten und entdeckt dabei immer wieder unbekannte Seiten der Volkskultur in der Oberpfalz. Diese wollte sie im Rahmen einer Märchenerzählung auch unseren Fünftklässlern näherbringen.

Nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Lehrkräfte waren binnen weniger Minuten ganz Ohr. Aufregend erklärte Frau Eichenseer zum Einstieg, warum angeblich Petrus keine Haare mehr auf dem Kopf haben soll. Aber nicht nur Märchen des bekannten Ambergers, sondern auch Schauergeschichten, die beispielsweise in dem Buch „Der Klappermichl“ veröffentlicht wurden, brachte die ehemalige Lehrerin zu Gehör. Sie legte dabei großen Wert darauf, dass sie nicht vorlas, sondern die Geschichten frei erzählte, was einen großen Unterschied darstellte, da so die eigene Fantasie der Jugendlichen noch mehr gefordert wird.

Um die 500 Märchen seien von Schönwerth bekannt. Die Forscherin erzählte unterhaltsam und spannend die Märchen von dem fliegenden Kästchen, aber auch von verschiedenen Waldgeistern wie beispielsweise dem Holzfräulein. „Eigentlich sind Märchen sehr tiefgründige Geschichten und oft nur für Erwachsene, keine Kindergeschichten“, erklärte Frau Eichenseer. Doch die Vortragende schaffte es, damit auch die Jugendlichen in ihren Bann zu ziehen und ihnen etwas für ihr Leben mit auf den Weg zu geben. Denn wie es Schönwerth formulierte, zu dessen Erbe auch Sprichwörter gehören: „Wer die Augen nicht aufmacht, muss den Geldbeutel aufmachen“ oder auch „Wenn man alten Dreck aufrührt – stinkt er immer wieder neu“.

Bettina Hochleitner und Martin Kreuzer