„Gott muss
ein Seemann sein oder wo die Wellen
nach dem Himmel greifen…“ by Santiano
Abschlusssegeln der Klasse 10b
Am 18. September 2016 starteten wir unser letztes Schuljahr an der Konrad-Max-Kunz-Realschule mit unserer unvergesslichen Abschlussfahrt, einem Segeltörn an der holländischen Nordsee. Wir brachen um 09:00 Uhr mit dem Bus in Richtung Hafen Harlingen auf. Nach etwa elf Stunden Fahrt hatten wir unser Ziel erreicht und staunten nicht schlecht, als wir den Dreimaster „Morgana“, unsere Bleibe für die bevorstehende Woche, neben vielen anderen Segelschiffen am Hafen liegen sahen. Beim Ausladen des Gepäcks und des Proviants war bereits Teamwork gefragt. In kürzester Zeit bildeten wir eine Kette und hievten Unmengen an Getränken, Essen, Reisetaschen und Kühlboxen an Deck. Es dauerte nicht lange, bis unser erstes Missgeschick passierte. Eine Kühlbox, mit Joghurts befüllt, fiel die steile Treppe des Schiffes hinunter. Der weiße Inhalt „dekorierte“ unschön Treppe und Wände. Nachdem die Yoghurtschlacht beseitigt worden war, konnten endlich die letzten Gepäckstücke ins Innere des Schiffes gebracht werden. Nach dem Beziehen der Kajüten begrüßten uns der Skipper Eelke und sein Matrose (der hübsche Blonde) Catharinus. Die beiden Seemänner gaben uns erste Instruktionen für die Arbeit als zukünftige Leichtmatrosen. Danach hatten wir etwas Zeit, die Stadt zu erkunden. Der nächste Tag begann für die Klassenkameraden, die Frühstücksdienst hatten, früher. An unserem ersten Segeltag wurden uns die wichtigsten Knoten beim Segeln erklärt, wie zum Beispiel der „889-Knoten“ zum Befestigen der Seile der Segel. Nach einigen Anweisungen und mehrmaliger Nachhilfe durch den Matrosen konnten wir zum ersten Mal bei bestem Wetter aus dem Hafen fahren. Catharinus zeigte uns, die Segel aufzuziehen und erklärte uns dabei immer, was „Piek und Klau“1 bedeutete. Seine Fragen und Antworten begannen meistens mit den Worten: „Ja, Mann!“2 Leider kamen wir der ersten Insel namens Terschelling nur mit wenig Wind immer näher. Da es segeltechnisch wenig zu tun gab, verbrachten wir unseren Tag damit, Karten zu spielen, zu kochen, zu essen, zu essen oder zu essen. Einige Hundeliebhaber beschäftigen sich mit Saba, der Hündin des Skippers, die uns bei unserem Segeltörn begleitete. Nach etwa fünf bis sechs sonnigen Stunden auf See rief Catharinus: „Kommt, wir machen den Glüverbaum!“3 Vor dem Anlegen mussten die „Anti-Bumbs-Dinger oder Happy Landings“4, auch genannt Fender, außerhalb der Schiffswand mit dem Fenderknoten befestigt werden. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, konnten wir die Insel in Kleingruppen bis zum Abendessen unsicher machen. Einige machten sich auf zum Meer, um dort im Watt spazieren zu gehen, andere schlenderten durch das nette Hafenstädtchen. An diesem Abend wurden von drei Schülern Schnitzel mit Pommes zubereitet, während andere drei die Toiletten und Duschen putzten. Zudem durften wir die Stadt nach dem Essen nochmals besuchen. Dienstags ging es zur zweiten Insel Vlieland. Diesmal waren wir nicht lange unterwegs, so dass wir nicht einmal die Segel hochziehen mussten und von unserem Matrosen „1,2- HOPP“5 hörten. Das Highlight waren die Sandbänke, an denen wir vorbeikamen, auf denen sich Hunderte von Seerobben sonnten. Angekommen liehen wir uns bei einem nahe gelegenen Fahrradverleih typische Hollandräder aus und stiegen samt unseren Badesachen und ausreichend Proviant auf diese „geilen“ Bikes und erforschten die Insel. Nachmittags gab es ein gemütliches Picknick am Strand. Manche von uns trauten sich sogar in die Nordsee, die für die Jahreszeit mit 22 Grad Celsius noch erstaunlich warm war. Danach ging es wieder zurück auf das Schiff. Gemeinsam ließen wir den Abend ausklingen. Am Mittwoch zeigte sich der Wind von seiner besten Seite und das Team wurde mächtig beansprucht, indem es fast alle zehn Minuten hieß: „Wende!“ Catharinus brauchte noch eine weitere Schülerin zur Unterstützung, so dass er über das ganze Schiff: „Luise, meine Freundin, komm her!“6, rief. Während der Fahrt drehte die Crew an Board laut die Musik auf. Der Matrose sang fleißig mit, am liebsten „Alle haben einen Job, ich hab Langeweile“7. An diesem windigen Tag zogen wir noch ein zusätzliches Segel, das so genannte Toppsegel, auf. Als wir dem Hafen unserer dritten Nordseeinsel Texel näher kamen, polterte der Befehl: „Packt die Segel ein!“8 über das Deck. Nach getaner Arbeit durften wir auch diese Insel erkunden. Einige steuerten zielsicher einen Supermarkt an, um ihren Vorrat an „Chokomel“, einem holländischen Schokogetränk, aufzufüllen. Das Kochteam blieb an Bord und bereitete gefühlte 50 Burger vor, zu welchen wir Skipper und Matrose wieder eingeladen hatten. Bevor wir unseren bunten Abend starteten, hatten einige Schüler mit der Crew zusammen Gitarre gespielt und gesungen, andere freundeten sich mit den Schülern eines benachbarten Segelschiffes an. Für die anstehenden Performances bildeten sich verschiedene Gruppen. Eine kleine Formation tanzte zu „Rock mi“ von voXXclub einen bayerischen Tanz, von welchem sowohl Eelke als auch Catharinus sichtlich angetan waren. Andere spielten Gitarre und sangen oder führten einen Sketch auf. Auch die Crew der Morgana hatte eine kleine Seemanns-Show vorbereitet, bei der so mancher nass wurde. Das von den beiden geträllerte Lied von Santiano „Gott müsste eine Seemann sein!“ blieb uns noch lange im Gedächtnis. Müde fielen wir mit einem „slap lecker“ in unsere Betten. Unser letzter Segeltag stand bevor. Leider! Während die einen unten Karten spielten, halfen die anderen fleißig an Deck bei den angesagten Segelmanövern mit. Alle genossen den letzten Tag. Zurück in Harlingen mussten wir das Deck reinigen. Danach schwirrten einige noch in die Stadt aus. Wir beendeten unsere Abschlussfahrt mit einem leckeren Schweinebraten und 50 Knödeln und bedankten uns bei Catharinus und den Lehrern für die schöne Woche. Unseren letzten Abend beendeten wir mit einer Aufregung, als plötzlich der Feueralarm in der Bordküche losging, in der es vermutlich durch das Knödelwasser zu stickig geworden war. Der Sicherheitsbeauftragte unserer Schule hätte sicherlich seine Freude daran gehabt, wie schnell alle aus ihren Kojen sprangen und die Jugendlichen sich gemäß den Feuerrichtlinien richtig verhielten. Am Freitag mussten wir leider „doei“ sagen und unsere Heimfahrt antreten. Gemeinsam brachten wir unsere Sachen wieder in Teamwork an Land. Wir haben dabei lediglich den Deckel einer Kühlbox im Meer verloren; der Yoghurt war ja schon weg! Vielen Dank an Frau Sitzmann und Herrn Schick für die unvergessliche Fahrt. Wir werden diese Reise nie vergessen.
1 Piek und Klau:
Bezeichnungen zweier Seile für ein Segel Luisa Glaab, Sarah Schmidt und Martina Sitzmann
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